„Wer Musik verkaufen will, muss sich von der Masse abheben und auffallen“. So einfach wie diese Faustregel klingt, so schwer ist ihre Umsetzung. Um dieses Ziel zu erreichen und Aufmerksamkeit und Reichweite zu generieren, greifen Künstler seit eh und je zu verschiedensten Hilfsmitteln, deren Einordnung irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn zu treffen scheint.
Skandale und Provokation als Verkaufsförderungsmittel
Da wären zum Beispiel Sängerinnen wie Britney Spears, Madonna oder Miley Cyrus, die durch immer neue Skandälchen oder Akte der Provokation die Schlagzeilen beherrschten – ob peinliche Twerkeinlagen, Zungenküsse oder Nacktfotos. Auch in der DJ Welt gibt es diese „gut durchgeplanten“ Marketingaktionen.
Wie zum Beispiel von DADA LIFE – die zur Vermarktung ihres Tracks „Tonight We’re Kids Again“ ihren PC als gestohlen gemeldet haben. Die Gründung der Facebookpage „DADA DEATH“ und die angeblichen Bekennerschreiben sorgten zwar für Aufmerksamkeit auf die etwas ins zweite Glied der DJ-Liga gerückten Schweden, der Song verkaufte sich dennoch eher so mittelprächtig.
Um einen Platz in dieser illustren Runde bewirbt sich aktuell der australische Melbourne-Bounce Produzent Will Sparks. Mit seinem Song „AH YEAH“ gelang ihm vor zwei Jahren der erste Durchbruch, nun sorgt er nicht mit seinem pfiffigen Electro-Sound, sondern vor allem durch einen Stilwechsel seines Logos für Aufmerksamkeit.
SS-RUNEN als Markenzeichen?
In einem Promotion-Video auf der Facebook-Fanpage des Künstlers prangen zwei Blitzähnliche S – Zeichen im 80er Laser-Look hervor. Sie sollen den Anfangs- und Endbuchstaben von Sparks‘ Namen im neuen Logo darstellen (siehe Abbildung).
Screenshot aus dem Promotionvideo von Will Sparks
Die Reaktion der Fans ist allerdings eindeutig: Die beiden Buchstaben erinnern stärkstens an die Runen der deutschen Schutzstaffel der NSDAP zur Zeiten des Nationalsozialismus. Diese war unter anderem für den Völkermord an Millionen von Juden im Vernichtungslager Auschwitz verantwortlich.
„Flag Schutzstaffel“ von NielsF – Flag Schutzstaffel.gif (Nutzung nach § 86 Abs. 3 StGB)
Die sog. „Sig“-Runen wurden von den Nationalsozialisten als Erkennungszeichen benutzt, im Anschluss an die inzwischen 70 Jahre zurückliegende Befreiung Deutschlands wurden „Kennzeichen einer der in § 86 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 4 bezeichneten Parteien oder Vereinigungen“ einer „ehemaligen nationalsozialistischen Organisation“ gemäß Nr. 4, der „Schutzstaffeln“ („SS“) bereits durch das Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 10. Oktober 1945″ verboten.
§ 86a StGB Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (Auszug)
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer
1. im Inland Kennzeichen einer der in § 86 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 4 bezeichneten Parteien oder Vereinigungen verbreitet oder öffentlich in einer Versammlung oder in von ihm verbreiteten Schriften (§ 11 Abs. 3) verwendet
Mit der Benutzung dieser Symbolik würde sich Will Sparks also bei einem Auftritt in Deutschland nicht nur strafbar machen, er macht sich auch direkt verdächtig, mit rechtsextremer Gesinnung zu sympathisieren.
Ist Will Sparks etwa ein Nazi?
Nun, da sich Will Sparks bislang zu seinem neuen Logodesign nicht geäußert hat, können wir nur von der Unschuldsvermutung ausgehen, wir gehen allerdings auch davon aus, dass es sich bei der neusten Marketing-Idee eher um einen fehlgeschlagenen Versuch handelt, Aufmerksamkeit zu erhaschen. Denn Will Sparks und sein Management werden wohl eher an die Nutzung des blitzartigen S nach dem Vorbild der Rockbands KISS, AC/DC und Co. gedacht haben.
„KISS logo 2“ von – – ?. Lizenziert unter Logo über Wikipedia.
Wir zitieren aus einer Untersuchung der Europa-Universität Frankfurt (Oder) des Prof. Dr. Dr. Scheffler:
„Der Blitz gilt als das „Satanische S“ und ist im Satanismus das Symbol des Teufels (Lukas 10, 18: „Er sprach aber zu ihnen: Ich sah wohl den Satanas vom Himmel fallen als einen Blitz“). Es wird oftmals doppelt verwendet. Vor allem in der musikalischen Metal-Subkultur, insbesondere im Black sowie im Death Metal finden sich häufiger satanistische Symbole. Meist dient diese Symbolik ausschließlich der Provokation und der Rebellion. Zudem eignet sie sich für wilde Kostüme, martialische Bühnenshows und schrille Plattencover“ [Hier nachzulesen]
Provokation, Rebellion und Anlehnung an Death Metal sind für einen australischen Künstler wie Will Sparks schon eher passend, dennoch muss man auf die ganze Aktion eher skeptisch blicken.
Lieber Will Sparks – wir legen dir nahe, dein neues Logo nochmal zu überdenken. Millionen von Menschen leiden auch heute noch unter den Nachwirkungen der Verbrechen der Nationalsozialisten im dritten Reich. Egal woher diverse Symbole dieser Zeit ursprünglich stammen – die Nutzung ist weder cool, noch hip, noch besonders pietätvoll. Sie ist einfach nur – sorry – total grenzdebil, geschmacklos und erinnert ein wenig an die Werbekampagne von Coca Cola zur Einführung der Fanta Klassik nach dem Originalrezept aus der „guten alten Zeit“ (siehe Video).
https://www.youtube.com/watch?v=7iVBKH-FzsY
Wir empfehlen: Wenn du auffallen möchtest, probiers doch mal mit wirklich, wirklich guter Musik.
Herzlichst, dein IAATM-Team.
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