Hunderte Millionen Streams – doch was bekommt Martin Garrix ausgezahlt?
Traumjob Musikstar. Martin Garrix, aktueller #1 DJ lebt diesen Traum seit einigen Jahren. Der 20-jährige Martijn Garritsen aus Amsterdam hat die Welt der elektronischen Musik im Sturm erobert – und 2016 seinen bereits zweiten großen Charterfolg mit In The Name Of Love (feat. Bebe Rexha) gelandet.
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Über 400 Millionen Mal wurde der Song seit seinem Release Ende Juli alleine auf Spotify gestreamed und gehört damit zu den erfolgreichsten Songs des Jahres 2016. Aber wie viel Geld bekommt man als Künstler eigentlich für so viele Streams?
Disclaimer: Weil die Zahlen weder von Spotify noch vom Künstler veröffentlicht werden, ist in erster Linie viel Schätzung notwendig, um abzubilden, wie viel tatsächlich auf das Konto eines Künstlers gezahlt wird. Wir versuchen daher mit Erfahrungswerten und genauen Schätzungen zu arbeiten.
Wir beginnen unsere Rechnung mit den aktuellsten Zahlen, die sich von Spotify finden lassen. Im Durchschnitt erhält ein Künstler pro Play laut der Fachzeitschrift „Musikexpress“ ca. 0,006 – 0,008 Dollar – Faktisch gibt Spotify 70% seiner Einnahmen an die Rechteinhaber weiter und behält 30% für sich, für Gewinn, aber auch Entwicklung, Marketing, Kosten für die digitale Infrastruktur etc. Auch wir haben eigene Auszahlungen und halten daher eine Zahl von 0,005 $ pro Play für realistisch.
Zurück zum No.1 DJ. Martin Garrix‘ Song „In The Name Of Love“ hat bei Entstehung dieses Artikels 409.611.649 Plays auf dem beliebten Streaming-Portal. #Läuftbeiihm
Nehmen wir also an, dass er pro Play ca. 0,005 $ verdient, so ergibt sich eine Gesamtauszahlung in Höhe von 2.048.058,24 Dollar. Und von diesem Geld kauft sich der Martijn jetzt einen Ferrari (ohne Führerschein) und fährt drei-, viermal in den Urlaub, richtig?
Falsch.
Die Summe von 2.048.058,24 Dollar wird nun nicht auf das Konto von Martijn Garritsen überwiesen, sondern geht erstmal an den Rechteinhaber des Songs. Das ist in diesem Fall Sony Music International. Durch die Vorgeschichte von Garrix und den Fakt, dass er höchstwahrscheinlich einen Publishing / Distribution Deal bei Sony unterschrieben hat – und damit keinen 360° Vertrag – gehen wir davon aus, dass Sony Music International etwa 25-35% der Summe einbehält. Das Ganze nennen wir Distribution Fee. Der Einfachheit halber rechnen wir in unserem Beispiel mit 30%.
Macht also eine Summe von 614.417,47 $ für Sony und eine übrigbleibende Summe von 1.433.640,77 $ – davon ist jetzt aber zumindest eine Villa drin oder?
Wieder Falsch.
Jetzt geht es nämlich an das Recording des Songs. Durch die Gründung seines Labels STMPD Records, wird Martin Garrix das Recording über sein eigenes Label abwickeln. STMPD Records ist eine BV – also eine “Besloten vennootschap met beperkte aansprakelijkheid” (niederländische Gesellschaft mit beschränkter Haftung). Das heißt eine juristische Person, die die Einnahmen nun verwaltet und Mehrwertsteuern bezahlt. Bleiben von 1.433.640,77 $ und einem VAT von 21% in den Niederlanden erstmal „nur noch“ 1.132.576,21 $, der Rest geht an den Staat.
Zurück zum Song: Martin Garrix hat den Song natürlich nicht alleine geschrieben, eingesungen und produziert, sondern eine ganze Reihe an Helfern im Bereich Songwriting und Producing dafür am Start gehabt.
Namentlich in den Credits hinterlegt sind:
Writer(s) |
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Zwischenruf: Das soll hier keine Ghostproducing-Debatte werden. Wer aber denkt, dass ein einzelner Produzent – und sei er noch so begabt – in der Lage ist, einen Welthit ganz allein zu schreiben, irrt sich gewaltig.
Mit jedem dieser Songwriter und Produzenten, Sounddesigner oder Toningenieure muss Garrix nun also eine Einigung finden, wie die Mitarbeitenden entlohnt werden. Im Falle von Bebe Rexha wird es sehr wahrscheinlich, aufgrund der Größe ihrer Marke, auf einen Prozent-Deal hinauslaufen. Bei den Songwritern gibt es entweder Prozente oder eine Pauschalauszahlung. Da wir diese Deals allerdings nicht kennen, müssen wir in diesem Fall von (realistischen) Schätzungen ausgehen. Wir setzen diese wie folgt an:
Bebe Rexha => 25%
Matthew Radosevich (Matt Rad) => 5%
Ruth-Anne Cunningham => 5%
Stephen Philibin (Steve James) => 5%
Ilsey Juber (Ilsey) => 3%
Yael Nahar (CMC$) => 2%
Demnach würden entsprechend weitere 45% der übrigen Auszahlungssumme abgezogen und ausgezahlt. Es blieben also 622.916,91 $ übrig. Das reicht ja immer noch für drei schicke nagelneue Ferrari 488 GTB.
But wait, there’s more.
Auch diese Summe behält der sympathische DJ-Superstar aus Amsterdam natürlich nicht selbst. Martin Garrix hat vor einiger Zeit einen Management-Vertrag bei Justin Bieber Manager Scooter Braun unterschrieben. Der Vertrag garantiert SB Projects ca. 15-25% aller Artist-Revenues. In unserem Rechenbeispiel ziehen wir also wieder 25% von der Gesamtsumme ab.
So kommen wir auf 467.187,67 $.
Diese Einnahmen wandern dann erstmal auf das Konto der Gesellschaft, Martin Garrix wird sich aus steuerlichen Gründen einen kalkulatorischen Unternehmerlohn auszahlen lassen. Wie viel Garrix also tatsächlich am Ende vom Tag auf dem Konto hat, ist (vorerst) nicht rauszufinden. Fest steht, von den ursprünglich mehr als zwei Millionen Dollar bleiben letztlich „nur“ 25% übrig. Dazu kommen dann noch Einnahmen von Amazon Music, Apple Music, Deezer, iTunes und Beatport, die allesamt geringer ausfallen als die Einnahmen von Spotify.
Hier nochmal unsere Rechnung im Überblick:
Auszahlung Spotify: 2.048.058,24 $
– Majorlabel / Distribution: 614.417,47 $
– Steuern (21% VAT NL): 301.064,56 $
– Recording Costs (Songwriter, Sänger, etc.): 509.659,29 $
– Management: 155.729,23 $
= Auszahlung für STMPD RCRDS: 467.187,69 $
Beachte: Darstellung mit aufgerundeten Werten
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