Er ist seit Jahren eines der absoluten Aushängeschilder der Szene. Nicky Romero, Gründer des Labels Protocol Records und Produzent einiger Welthits wie Toulouse, Wild Ones und vielen mehr. Er ist jedoch auch einer der ersten Stars der EDM – Szene, die sich offensiv mit ihrer eigenen psychischen Erkrankung auseinander gesetzt haben.

Anxiety disorder – die Angststörung hat den 26-jährigen Superproduzenten vor einiger Zeit befallen und nicht mehr losgelassen. Abgesagte Auftritte, wenige Veröffentlichungen und Gerüchte umgaben Nicky in den vergangenen Monaten und sogar Jahren. In diesem Zusammenhang hat der Niederländer aus der Nähe von Utrecht nun einen bewegenden Brief an seine Fans veröffentlicht.

nicky romero protocol records

Frei übersetzt von IAATM:

Manchmal ist alles einfach. Manchmal, da bist du einfach in diesem Fluss, der nie zu enden scheint, in dem alles ganz einfach geht. In diesem Fluss, da kannst du dich konzentrieren, dich inspirieren, Dinge entdecken, Reisen und Auftritte annehmen, so viele du willst. Im Leben geht es mal hoch und mal runter, und das ist absolut okay so, denn so geht es jedem.

Ich habe das Gefühl, dass dieser Fluss etwas ist, was wir bekommen, wenn wir eine Sache wirklich lieben. Wenn wir einen Traum haben, uns an ihm aufrichten, endlos viel Zeit, Geduld und Mühe hinein investieren, weil wir etwas unbedingt wollen.

Immer wenn wir in diesen Fluss kommen, wollen wir dass er nicht aufhört, denn er motiviert uns, treibt uns zu neuen Höchstleistungen, schärft unseren Blick und lässt uns in eine Art Tunnel kommen. Allerdings vergessen wir dabei schnell, dass es eben nicht nur wir selbst höhere Erwartungen an uns stellen, sondern auch die Außenwelt deutlich mehr von uns erwartet. Dadurch entsteht über die Zeit eine Art Druck, nicht nur mehr erreichen zu wollen, sondern auch zu müssen. Mehr und besser arbeiten, stärkere Auftritte hinlegen, kreativere Sounds produzieren. Das alles geht einher mit körperlicher Belastung, Druck und Stress – und schon verlieren wir diesen Fluss, in dem alles doch von selbst zu laufen schien. Denn der Fluss kann nur dann kommen, wenn wir ausgeruht, entspannt und glücklich sind.

In den letzten Monaten wurde ich oft darauf angesprochen, warum ich nicht mehr so viel Musik veröffentlicht habe, wie zuvor. Natürlich hat das damit zu tun, dass ich viel auf Tour war – und damit weniger im Studio sitzen konnte. Aber der Hauptgrund ist die Angststörung. Ich leide nun seit über zweieinhalb Jahren unter der Angststörung, habe mehr als 12 Therapeuten und Psychologen besucht, um dieses Problem loszuwerden und das Gefühl, es ist nur noch schlimmer geworden.

Wenn du unter der Angststörung leidest, ist es fast unmöglich Musik zu produzieren, denn sie entzieht jegliche Energie, die du hast, und lässt dich mit dem Gefühl zurück, dass alles schwer ist.

Nach zweieinhalb Jahren habe ich eine PDF gefunden, ein wirklich dünnes Buch mit dem Namen „At last a life“ von Paul David. Es hat mir geholfen, mir darüber klar zu werden, was überhaupt mein Problem ist. Denn letztlich ist nichts falsch mit mir selbst, sondern mit dem, was ich tue, wie ich es tue. Ich musste ein paar Dinge in meinem Leben verändern, mein Verhalten anpassen und fühle mich nun wirklich gut. Ich habe angefangen wieder richtig im Vollzeit-Modus zu produzieren und möchte euch nur sagen, dass ich bereit bin für das nächste Jahr 2016.

Es tut mir wahnsinnig Leid, dass ich euch enttäuscht zurück gelassen habe. Ich hoffe aber einfach, dass ihr euren Künstler nicht zu schnell verurteilt, denn negative Gefühle helfen niemandem, positive dagegen umso mehr! Danke für all eure tollen Worte und den endlosen Support.

Nicky

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