Macht Taylor Swift so weiter, wird sie wohl zum Mockingjay der Sänger, Che Guevara der Musiker, schlichtweg zum Symbol der Künstler-Resistance gegen Streaminganbieter. Kaum hatte sich die Aufregung über ihre Auflehnung gegen den Marktführer Spotify gelegt – Taylor’s Werke sind seit einigen Monaten nicht mehr via Streaming-Dienst abrufbar, weil diese nicht angemessen vergütet würden – da hat sich der Popstar den Nächsten in den Ring bestellt – APPLE MUSIC.
To Apple, Love Taylor
In einem offenen Brief an den Elektronikkonzern Apple hatte sich Taylor über den in den Startlöchern stehenden Dienst APPLE MUSIC beschwert. Dieser bietet ab kommendem Dienstag allen iTunes – Kunden ein dreimonatiges Gratis-Abonnement an, wollte dafür allerdings auch in dieser Zeit keine Tantiemen an die Künstler ausschütten – denn diese wären lediglich auf provisionsbasis beteiligt – wo nichts reinkommt, kann jedoch auch nichts ausgeschüttet werden. Das passt der 25-jährigen Sängerin allerdings nicht in den Kram, und so schreibt sie, sie sei schockiert, enttäuscht und könne nicht verstehen, wie ein so „fantastischer“ Konzern, den Künstlern die Bezahlung verweigern könne.
Anders als in ihrem Statement gegen den schwedischen Streaminganbieter Spotify fielen ihre Worte dennoch deutlich wärmer aus. Sie hoffe, dass der großartige Hersteller von iPhones, iPads und iMacs Einsicht zeige, denn vor allem für Newcomer und Artists, die keine Liveshows zur Einnahmensteigerung spielen könnten, würde dieses Agreement bedeuten, dass sie für drei Monate um ihren Lohn gebracht würden. Mit den Worten: „Wir fragen euch nicht nach gratis iPhones, bitte erwartet dann auch keine Musik ohne Gegenleistung“, beendete die Interpretin von Welthits wie Love Story, Shake It Off oder Blank Space ihren Brief.
Apple lenkt ein
Lange musste Taylor Swift jedoch nicht auf eine Antwort der Verantwortlichen aus dem südkalifornischen Cupertino warten. In einem Tweet machte Eddy Cue, Vicepresident von Apple klar: Apple wird seine Künstler auch während der Gratis-Abo-Phase „angemessen“ vergüten.
#AppleMusic will pay artist for streaming, even during customer’s free trial period
— Eddy Cue (@cue) 22. Juni 2015
Eddy Cue, Apple Senior Vice President
Internet Software & Services
Taylor Swift entgegnete mit den Worten: „Sie haben uns erhört“ – und die Musikwelt und Apple scheinen glücklich vereint.
Che Guevara der Musikszene? Taylor Swift kämpft gegen die Musikstreamingplattformen
Die Hintergründe
Dass Apple so schnell auf die Kritik der Sängerin reagierte ist jedoch kein Zufall und auch kein pures Liebesgeständnis an Taylor Swift und die Musiker. Der Teufel steckt viel mehr im Markteintrittstermin von Apple Music verborgen. Wenn die Kalifornier am kommenden Dienstag ihren „Spotify-Killer“ aufs Streaming-Spielfeld schicken, können sie Kritik nur bedingt gebrauchen. Schließlich steht Apple im direkten Kampf mit Spotify, Deezer, Pandora, Xbox Music oder dem HQ-Dienst TIDAL (u.a. von Jay-Z). Außerdem sind die Streaming-Anbieter der dauerhaften Kritik von Musikern aus der ganzen Welt ausgesetzt. Direkt zum Release mit negativer Presse dealen müssen, darauf hat man in Cupertino so gar keine Lust. Kann man mit einem Weltstar wie Taylor Swift jedoch werben und diesen im Vergleich zum schwedischen Konkurrenten platzieren, so gewinnt man eine Waffe, die wohl durchaus erfolgsversprechender sein kann, als die Einsparungen in den ersten drei Monaten bringen könnten.
Apple kann es sich schlichtweg leisten, den Künstlern Vergütungen zu zahlen, auch ohne Einnahmen über den Streamingdienst.
Doch auch der Kuschelkurs von Taylor Swift ist nicht nur mit persönlichen Präferenzen verbunden. Apple betreibt mit iTunes nach wie vor den größten und vor allem populärsten Marktplatz für Musikdownloads, die im Vergleich zum Streaming deutlich stärker vergütet werden. Ein Liebesentzug Marke Spotify wäre für Taylor Swift wohl kaum machbar. Zu sehr sind auch ihre Einnahmen an iTunes gekoppelt, diese widerum sind auch von der redaktionellen Positionierung ihrer Alben im iTunes Store abhängig.
Eines ist beiden Seiten jedoch auf jeden Fall sicher: Durch ihren Brief und die schnelle Reaktion vom Apple HQ sind beide weltweit in den News vertreten. Gratiswerbung für den Apple – Dienst.
Bleibe immer Up-to-date