Tatort: Miami – Ultra Music Festival 2015. Wie in jedem Jahr startet in Miami die große Festival Saison des Jahres. Im Rahmen der Winter Music Conference treffen sich die besten und bekanntesten DJs, Produzenten und Musiker in der berühmt berüchtigten Metropole Südfloridas, um sich auszutauschen, Partys vom kleinen Boot bis zur Ultra Mainstage zu spielen, neue Musik vorzustellen. Und wie in jedem Jahr diskutiert ein Gros der über 150.000 Zuschauer des Livestreams über ein ganz spezielles Thema:

SIND DIE CD PLAYER NUN AN ODER AUS?

Ja, richtig. Es geht nicht um den eigentlichen – durch die Klimax im Namen des Festivals hervorgehobenen – Kern des Events, sondern darum, ob und warum der Artist X nun ausgeschaltetes Equipment auf der Bühne hatte – schließlich sähe man das im teils verpixelten Livestream GANZ DEUTLICH – die Player sind aus.

Hardwell Miami

So ging es vor allem der Nr.1 – Hardwell – dieses Jahr an die DJ-Wäsche. Der Niederländer, der seinen Titel vor allem durch seinen atemberaubenden Auftritt im Jahr 2013 auf selbigem Ultra Music Festival verdient hatte, spielte auch 2015 wieder auf der Mainstage und begleitet von großen Visuals, einer minutiös durchgeplanten Lichtshow und vielen Kameras, konnte die ganze Welt zuschauen, wie Robbert van de Corput um die Gunst der Besucher, Zuschauer und auch ein bisschen um seine Titelverteidigung gegen Martin Garrix kämpfte. Nach seinem Set sprach jedoch kaum einer mehr von der musikalischen Leistung – die Diskussionen kreisten eher um den Status der CDJs. Waren sie an oder aus?

„Haters Gonna Hate“ Wie im Bild oben zu erkennen ist leuchten die CDJs, einzig der Bildschirm ist nicht zu erkennen / schwarz, was darauf schließen lässt, dass die Player in Benutzung sind und im Betrieb sind. All diese, eigentlich simpel zu erkennenden Facts halten den wütenden Mob der Generation Selfie natürlich nicht davon ab, Hardwell zum „Betrüger“ zu degradieren.

Warum eigentlich die Diskussion?

Musikgeschäft = Showgeschäft. Dass es im Showgeschäft viele Künstler gibt, die auf der Bühne vor allem durch ihre Bühnenpräsenz und weniger durch das zur Schau stellen ihrer musikalischen Fähigkeiten glänzen, ist ein alter Hut. Vor allem wenn es um den DJ geht, der ohne seine Produzententätigkeit seine Daseinsberechtigung im Lineup eines großen Festivals verliert, ist es schon fast bizarr, dass es als Skandal gilt, wenn Produzenten vorgefertigte Mixtapes spielen würden. Kaum ein DJ würde tausende Fans anziehen, Produzenten mit den Hits aus dem Radio tun dies regelmäßig – so spielen mit Avicii und Robin Schulz vor allem Produzenten, die DJs wurden. Nicht DJs die Produzenten wurden. Ein Live-Auftritt von Beyonce oder Lenny Kravitz lebt von der Show, nicht unbedingt davon, ob dabei Playback oder Halfplayback oder gar kein Playback läuft.

Dass Auflegen durch die technischen Möglichkeiten via Rekordbox und CDJ2000-NXS einfacher ist, als das schütteln einer Cola-Dose, sollte die Skepsis über eingeschaltete DJ-CD-Player eigentlich generell beenden.

Wissentlich, dass die halbe Welt zuschaut, wird zudem KEINE der bekannten DJ Marken – schon gar nicht von der Größe von Hardwell, Dash Berlin oder Krewella das Risiko eingehen, den eigenen Künstler einem Shitstorm auszusetzen. Ausgeschaltete Player auf der Mainstage des Ultra Music Festivals sind so wahrscheinlich, wie der Champions-League Titel für den HSV!

Unser Appell: Wir sollten diskutieren – über die Set, die Trackauswahl, die Dramaturgie des Sets, die wiederkehrenden Tracks. Nicht über ausgeschaltete Player. 

 

Photo Credit: rudgr.com