Headhunterz – DJ, Produzent, Musiker und vor allem Künstler
It’s all about the music ist mehr als nur ein Slogan. Dieses Projekt hat den Anspruch mehr als nur Berichterstattung rund um unsere und eure gemeinsame Lieblingsmusik zu sein. Hier geht es um Geschichten und Menschen, die bewegt werden von der selben Leidenschaft: Musik. Heute richten wir unser Augenmerk auf einen der wandelbarsten Künstler unserer Zeit: Willem Rebergen alias Headhunterz.
Willem Rebergen alias Headhunterz
Erste Schritte
Wie heißt es im Englischen so schön? He came a long way. Auf wenige Musiker trifft diese Redewendung so exakt zu wie auf den Niederländer. Bereits in Kindesjahren war Willem im Chor aktiv, nahm CDs auf und wirkte in Filmen mit. Später sollte er die niederländische Synchronstimme für Zac Efrons Rolle des Troy Bolton im Film „High School Musical“ sprechen.
Den ersten Kontakt zu elektronischer Musik gewann Headhunterz mit 17 Jahren als Besucher der Qlimax im Jahr 2003. Fasziniert von Bühne, Produktion und Musik wurde hier für Willem der Weg für eine lange Karriere geebnet. Nur ein Jahr später nahm er an einem DJ Contest teil und gewann im Rahmen der DefQon.1 den ersten Platz in der Talent Area, zusammen mit seinem Kollegen Bobby van Puten unter dem Alias „Nasty D-Tuners“. Die ersten Gehversuche in Sachen Musikproduktion fanden im Jahr 2005 statt. Er begann Demos von seinen Songs zu versenden, mit besonderem Augenmerk auf Scantraxx, dem alt eingesessenen niederländischen Label für Hardstyle.
Zunächst hatte er dort keinen Erfolg, doch mit der Produktion von „Antifact – War Figures“ zog er die Aufmerksamkeit des DJ-Urgesteins The Prophet und damit die seines Labels Scantraxx auf sich. Noch im Jahr 2005 verließ Willem sein vorheriges, kleines Label Hard Control und unterzeichnete einen Vertrag bei Scantraxx. Aus rechtlichen Gründen konnte er sein Alias „Nasty D-Tuners“ nicht mitnehmen. Es folgte die Geburt von Headhunterz, dessen erster Soloauftritt bei der DefQon.1 2006 statt fand.
Der Aufstieg
Daraus ging eine lange Periode kreativer Arbeit von Willem Rebergen hervor und mit dem wachsenden Berg seiner Produktionen, wuchs auch sein internationaler Erfolg. Doch vor allem in den Niederlanden wurde Headhunterz als Held gefeiert. Er war ein Vorbild für die Kids, die für die Musik brannten. 2010 erschien sein Album „Studio Sessions“ mit heute legendären Produktionen wie „Psychedelic“ und „Make It Loud (Headhunterz Remix)“. Im Jahr 2011 landete er im jährlichen Voting des DJ Mag Top 100 auf Platz 17, weit vor heutigen Superstars wie Skrillex, Hardwell und Calvin Harris und mit Abstand der Vorderste aus dem Bereich Hardstyle. Ebenfalls im Jahr 2011 gründet der damals 26-Jährige sein eigenes Label „Hard With Style“ und nahm Künstler wie Mekanikal, Rebourne, Audiofreq und Crystal Lake unter Vertrag. Der gleichnamige Podcast war ein Pilotprojekt und ist bis heute der erfolgreichste Hardstyle Podcast überhaupt, auch wenn er nicht mehr von Headhunterz geführt wird.
2012 erschien sein zweites Album „Sacrifice“ – die gesamten Erlöse aus dem Verkauf spendet der Niederländer der AIDS-Stiftung Dance4Life. In diesem Jahr konnte Willem Rebergen das DJ Mag Voting auf dem 11. Platz abschließen, nur einen winzigen Schritt vor der berühmten Top 10 des Votings, für deren Acts heute Gagen im 7-stelligen Bereich gezahlt werden. Headhunterz war der unangefochtene König des Hardstyles – weltweit.
Der Wandel
2013 unterschrieb Headhunterz einen Vertrag bei dem amerikanischen Label Ultra Music, zugehörig zur Ultra-Familie, die auch das weltbekannte Ultra Music Festival veranstalten. Hier sehen viele den Anfang des Wandels, der sich dann anschloss. 2015 folgte der Wechsel zu Hardwells Label Revealed Recordings, einem der wichtigsten Label für House und Elektro-Musik. Am 16. Februar 2015 erschien dort diese erste „Nicht-Hardstyle-Single“:
„All my life I had doubts about who I am, where I belong. Now I’m like the arrow that springs from the bow. No hesitation, no doubts.“
So heißt es in seiner Single „Once Again“ – damit gewährt Heady einen tiefen Einblick in seine persönliche Gefühlslage, die ihn zu diesem Genrewechsel inspiriert hat. Das Motto unter dem seine Musik erschien, war und ist immer „making the music that comes from within“ gewesen – das wird Willem nicht müde in jedem Interview zu betonen. Und das kauft man ihm absolut ab. Diejenigen von euch, die den Ausnahmekünstler etwas enger verfolgen, werden wissen, wie sehr er bei seinen alten Fans in Ungnade gefallen ist, als er „dem Hardstyle den Rücken zuwandte“, wie sie es ausdrücken. Wir jedoch glauben nicht, dass er Hardstyle den Rücken zugekehrt hat.
Im Gegenteil: Er ging einen oder eher zehn Schritte voraus. Willem war schon immer ein Pionier, ein Vorreiter der Szene. Der Erste mit einem eigenen Event gesponsert von Q-Dance. Der Erste mit einem erfolgreichen Podcast. Auch der Erste im DJ Mag Voting. Außerdem der Erste, der Hardstyle in die niederländischen UKW Radios brachte. Und nun eben der Erste, der sich nicht länger in die Grenzen eines einzelnen Genres zwängen lassen wollte. Bis heute folgten seinem Beispiel viele weitere Hardstyle Acts. Allen voran die beiden Brüder Janssen, besser bekannt als Showtek, die einen ähnlichen Status in der Szene inne hatten. Hinzu kamen Experimente von Wildstylez, Noisecontrollers, D-Block & S-Te-Fan und weiteren.
IAATM face to face
Als wir die Gelegenheit hatten mit Headhunterz im Interview zu sprechen, bestätige dieser voll und ganz unseren Eindruck und sagte: „Ich habe nie aufgehört die Musik zu machen, die ich liebe. Und sie ist auch nicht so anders wie immer gesagt wird. Es sind im Grunde die gleichen Sounds – nur etwas langsamer!“
Die Rückkehr?
Seit einiger Zeit ist auf den Sozialen Netzwerken, die Headhunterz bedient ein erneuter Wandel zu bemerken. Der Niederländer hat sich auf verschiedenste Weise ausprobiert. Er hat sich in Fotografie geübt und erzielt hier außerordentliche Erfolge. Außerdem hat er sein großes Tonstudio in seiner Heimat hinter sich gelassen und sich wieder auf ein einfaches Setup bestehend aus einem kleinen MIDI-Keyboard, zwei Mini-Monitoren von Genelec und einem MacBook besonnen. Er hat eine Freundin gefunden und die Welt bereist. Man bekommt das Gefühl, sollte Willem Rebergen je mit sich und seinem musikalischen Schaffen im Unreinen gewesen sein, so hat er diese Schwelle nun endgültig überwunden.
Auf der DefQon.1 2016 tauchte er als Überraschungsgast im Set von seinem Ziehvater The Prophet auf und rührte viele der Besucher und nicht zuletzt sich selbst zu Tränen. Durch das Mikrofon sagte er mit gebrochener Stimme, dass er nie vergessen werde wo er herkomme und dass die Fans auf der DefQon.1 die ersten gewesen seien, die ihn unterstützt und groß gemacht hätten.
Doch Headhunterz setzt noch einen drauf. Bei der diesjährigen Qlimax am 19. November im GelreDome in Arnhem wird er zusammen mit seinem langjährigen Freund und Kollegen Joram Metekohy alias Wildstylez unter dem Pseudonym „Project One“ auftreten – ein Projekt zweier Hardstyle-Ikonen, das zwar nur von kurzer Dauer war, aber in dieser Zeit als gottgleich von den Anhängern der Szene gefeiert wurde. Das gleichnamige Debüt-Album von Project One, das in nur drei Wochen entstand, hat bis heute Legendenstatus und war seiner Zeit um Jahre voraus. Das Comeback im Rahmen der Qlimax wird von den alten Fans als „Touring Point“ herbeigesehnt.
Ganz nah am Wunderknaben
Vor etwa 2 Wochen hat Headhunterz abermals ein neues Format vorgestellt. Den ganzen Sommer über hat ihn eine Kamera begleitet und das Leben auf und abseits der Bühnen festgehalten. Soweit nichts ungewöhnliches; Beinahe jeder Künstler ist heutzutage auf solche Videos angewiesen, um die Reichweitenvorzüge des bewegten Bildes für sich zu nutzen. Doch Willem macht es wieder einmal ein bisschen anders. Unter dem Slogan „VLOGS from within“ filmt er sich selbst mit einer Kamera, sodass die Zuschauer den Eindruck haben noch näher an seinem Leben dran zu sein. Bemerkenswert – alles an diesem Format stammt von Willem selbst: Aufnahme, Produktion, Story, Marketing und Co.!
Was Headhunterz in Zukunft für uns bereit halten wird, wissen wir nicht. Das weiß wohl auch sonst niemand – am wenigsten aber wahrscheinlich Willem Rebergen selbst, der sich immer schon von nichts als der Musik aus seinem Herzen leiten ließ. Ein Ausnahmetalent, bei dem man all seine Emotionen in seiner Musik lesen kann.
Arian & Hauke
Quellen:
DJ Mag
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