Die Gagen der Künstler: Handel wie an der Wall Street
DJs und ihre Gagen – die Neverendingstory: Sie scheinen das Leben zu führen, von dem wir alle nur Träumen können: DJs und Produzenten sind die Superstars der heutigen Zeit. Martin Garrix, Calvin Harris, David Guetta und Co. streichen riesige Geldbeträge ein, werden von abertausenden Fans angehimmelt, reisen rund um die Welt – doch was verdienen sie eigentlich genau? Wie kommen die DJ Gagen zustande? Zusammen mit verschiedenen Bookern und Veranstaltern haben wir uns hinter die Kulissen – in die Welt der Zahlen begeben und herausgefunden: Im Business hinter den Künstlern geht es zu wie an der Börse.
Der niederländische Superstar Martin Garrix
DJ-Gagen sind mehr als nur ein Preisschild
„Über Geld spricht man nicht“ hat Mama früher immer gesagt. Dass an diesem Sprichwort mehr Wahrheit dran ist, beweist auch das intransparente Gebiet der DJ-Gagen.
Hier ein paar wichtige Infos:
So einfach wie es in manchen nationalen und internationalen EDM-Magazinen dargestellt wird, ist es leider nicht. Wir könnten eben NICHT daher gehen und DJ-Shopping betreiben, wie wir bei Amazon einkaufen würden.
Zunächst mal gibt es nicht die eine Gage pro DJ, die immer gilt. Viele Parameter entscheiden, wieviel der tatsächliche Aufritt von Künstler X an Tag Y wirklich kostet. Einen Tag später kann der Preis schon wieder ein ganz anderer sein. Nur um ein paar Beispiele zu nennen:
Schwankungen gehören zum Tagesgeschäft
Wochentage sind meist günstiger als Wochenenden; Auftritte auf Festivals können teurer sein als in Clubs; die Gagenpreise sind Saisonabhängig. Ist gerade Zeit für die Asientourneen der Künstler, wird es aufwändiger, sie in Europa zu buchen. Auftritte auf prestigeträchtigen Festivals wie Tomorrowland und dem Ultra Music Festival sind wiederum günstiger, da der Vermarktungswert des Künstlers durch den Auftritt auf dem Festival steigt. Unserer Redaktion liegen Informationen vor, nach denen auf vereinzelten Nebenstages auf dem Ultra Music Festival die Fixgage 600 Euro pro Künstler beträgt.
Jede Gage ist abhängig von Gesamtverträgen, Anzahl der beteiligten Zwischenhändlern, von Zeitpunkt, Art der Veranstaltung und Marktwert. Und diese Werte können schwanken wie Dax, Dow Jones und Nikkei. Zudem ist die aufgerufene Gage nicht annähernd der Betrag, der am Ende auf dem Sparbuch von den großen Stars landet. Bis zu 20 % der Nettogage gehen an die Managements der Künstler.
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Darüber hinaus werden auf die Gagen auch noch Zuschläge für die Vermittlungsagentur (der sogenannte Booking Fee, der immer zwischen 10-20% beträgt), die Anreise und sogar der Wechselkurs in die jeweilige Währung aufgeschlagen. Die Künstlersozialversicherungskasse oder eine Auslandssteuer, die je nach Act und Gegebenheit der Verträge 3-7 % mehr als die inländische MwSt. beträgt, sind ebenfalls Größen, die man bei der einfachen Betrachtung eines Künstlers gar nicht bedenkt.
Gleicher DJ, Unterschiedliche Veranstalter, anderer Preis
Die Reisekosten werden allerdings inzwischen häufig in die Gage mit einberechnet, da sich viele Veranstalter inzwischen weigern, mehrere
Preisschwankungen von 20.000 – 50.000 Euro sind bei den aufgerufenen Gagen der Stars um Garrix, Avicii und Co. keine Seltenheit. Um euch trotzdem einen groben Überblick zu geben, wie viel ein Künstler an einem Abend für seinen Auftritt verlangen kann, hier ein paar Beispielgrößen.
Der unbekannte Noname Veranstalter A plant seine neue Festivalreihe zu starten. Jedes Jahr möchte er nun in einer Stadt in der Mitte von Deutschland das Noname Festival organisieren. Hierfür plant er eine Gesamtnettogage von 1.000.000 Euro ein.
Diese Headliner stehen für ihn nun stellvertretend für viele weitere zur Wahl:
Calvin Harris: ca. 600.000 – 900.000 Euro
Avicii: ca. 400.000 Euro (hat bereits seine letzte Show gespielt, wird also nicht mehr auftreten)
David Guetta: ca. 350.000 Euro
Steve Aoki: ca. 95.000 Euro
Robin Schulz: etwa 100.000 Euro
Hardwell: zwischen 100.000 und 200.000 Euro
Martin Garrix: zwischen 150.000 und 200.000 Euro
Afrojack: etwa 75.000 Euro
Oliver Heldens: etwa 45.000 – 50.000 Euro
dazu gibt es eine ganze Riege an „klassischen EDM-Acts“, die für ihre Auftritte zwischen 15.000 – 40.000 Euro aufrufen werden (zum Beispiel: Fedde LeGrand, Laidback Luke, Ummet Ozcan)
Aber obacht!
1. Die Gagen gelten für den Noname Veranstalter A, Veranstalter B, der seit Jahren ein bekanntes, großes Festival betreibt, kann hier schon wieder ganz andere Kurse erfahren.
2. Festivalgigs sind zumeist teurer als Clubgigs
3. Möglicherweise kann Veranstalter A Künstler X gar nicht buchen, weil ein anderer Veranstalter für das Gebiet, in dem das Festival steigen soll einen Gebietsschutz bzw. eine Exklusivitätsklausel erwirkt hat, oder der Künstler in diesem Land nur einen gewisse Anzahl an Gigs spielen will.
4. Immer wieder gibt es Unterschiede zwischen den Gagen, weil mehrere Agenturen an der Verbuchung eines Künstlers involviert sind. Gibt es zum Beispiel in Land F einen Subbooker, der sich für dieses Land die exklusiven Bookingrechte an Künstler X gesichert hat, so kann dieser andere Preise aufrufen, als wenn der Veranstalter direkt auf die Majoragentur zugehen würde.
Zumeist werden die Preise allerdings durch eine Subbookingagentur GÜNSTIGER, da sie als Filter fungiert. Sie sortieren die Anfragen für die Kontinentalagentur aus und verbuchen den Künstler in einem bestimmten Chartterritorium exklusiv. Damit erhalten sie günstigere Konditionen beim Künstler und schlagen dort eine Provision auf. Für den Veranstalter wird der Preis damit allerdings geringer.
5. Neben der Gage gibt es immer noch Extrakosten, wie zum Beispiel Kost und Logis des Künstlers, der Technical Rider und die Fahrten zwischen Venue, Hotel und Flughafen, die beachtet werden müssen. Diese können schnell den drei-vierstelligen Eurobetrag erreichen.
Gute Informationen sind schwer zu bekommen
Zudem gibt es die Möglichkeit, dass Künstler X gar kein Interesse an einem ausgebuchten Tourkalender hat. So ruft zum Beispiel KSHMR gemessen an seinem Bekanntheitsgrad eine recht hohe 5-stellige Gage auf. Dies tut er aus mehreren Gründen. 1., weil er von den Einnahmen der Musikproduktion sicherlich gut leben kann. 2., weil er sich für sein Künstlerprofil die Bookings aussuchen will und damit eine gewisse Besonderheit seiner Auftritte entsteht.
Weiterhin verpflichtet sich jeder, der einen Künstler bucht (im Fachjargon werden sie „Booker“ genannt) dazu, über die genauen Bedingungen des Auftritts zu schweigen. Deshalb ist es immer schwierig gute Informationen zu finden.
Geschrieben von Arian
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